Leseprobe ZAHLENMYTHOLOGIE:
„Schau, dieses Brot ist im übertragenen Sinn eins. Was ist für dich eins ?“
„Etwas, was weder mehrfach noch doppelt vorkommt. Eben nur eins.“ „Eins ist ein
Ganzes und enthält alles.“
Ich überlegte, was er mir zu verstehen geben wollte, und dachte an Aristoteles:
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ „Einfach gesagt ist das Meiste
mit dem Bruchrechnen vergleichbar“, überzeugte mich Enrico.
„Heute möchte ich dir die mythologische Bedeutung der Zahlen aufzeigen.“
Erwartungsvoll lauschte ich seinen Worten. „Beginnen wir mit der Null. Sie ist
das Nichts, Anfang und Ende zugleich und kann Geburt und Tod bedeuten. Weshalb?
Das Nichts ist so verzehrend, dass es sich selbst verschlingt. Dadurch bleibt
übrig, was nicht Nichts ist. Das A und O. Die Null gilt als Symbol des
Mutterschoßes, der die Welt gebiert, die sich selbst in den Schwanz beißende
Schlange. Ein geöffneter Mund erinnert an das Symbol Null, der Schöpfungsbeginn.
Die Null ist der reine Geist und damit Ursprung der Eins. Dieser Übergang ist
der Zustand der Schöpfung. Die Eins stellt das Symbol des Ur-Einen dar.
Ungeteilt und über der Polarität ruht sie in sich selbst, so wie Gott in sich
selbst ruht. Hier verdichtet sich der reine Geist. Die Eins ist das universelle
Ganze, die Mutter aller Zahlen und die Summe aller Möglichkeiten.
Gott steht über dem Polaren. Deshalb ist Er unteilbar und entspricht der Eins.
Gott ist allwissend, allmächtig und allgegenwärtig, weil Er allumfassend in
allen Dingen ist. Daher durchdringt Er alle Dinge. Mit der Eins schränkt Er die
Unfassbarkeit seiner Existenz ein. Gott ist das reine Sein ohne Anfang und Ende.
Nur Er allein ist ein Ganzes, ungeteilt und in jedem Teil und jedem Wesen. So
birgt auch jeder Mensch den ungeteilten Gott in sich. Erkenne dein Wesen! Das
geometrische Symbol der Eins ist der Punkt. Wie klein mag der kleinste Punkt
sein? Gott ist überall und in allem. Gottes Gegenwart ist ohne Anfang und ohne
Ende, denn Er selbst ist das A und O, das Sein und das noch Ungeschaffene
zugleich. Schau dich um! Wir leben durch Gottes unteilbare Kraft, daher gibt es
nichts außer Ihn.“
Enrico teilte das Brot in zwei Hälften und faltete ein Blatt auf, in dessen
Mitte sich ein gezeichneter Kreis befand. „Gott, der Unteilbare, spaltet sich.
Nur so entfaltet sich das schier Unmögliche. Mit der Zwei entsteht das
Scheinbare und Trügerische. Die Eins ist in ihrer absolut göttlichen Einheit
entzweit. Ich und du. Die Welt ist dual. Die Zwei ist negativ behaftet. Zweifel,
Zwiespalt. Das geometrische Symbol der Zwei stellt das Minuszeichen dar. Zwei
Götter entsprechen nicht dem Monotheismus. Zwei ineinander verzahnte Kreise
kennzeichnen das Symbol der Unendlichkeit. Zeichne einen Kreis und schiele mit
den Augen. Jetzt siehst du zwei Kreise. Die Schöpfung und die Scheinwahrheit.
Die Polarität ist also eine Illusion, und doch fangen an dem Punkt Schöpfung und
Dasein an. So lässt sich der Verstand meist blenden und ist dem Trugbild
unterworfen, denn er ist kleiner als das Herz. Die Herzkraft in dir befindet
sich sehr nah an Gott. Nur dadurch kann er wirklich wirken, niemals durch den
Verstand alleine. Die Zwei verdeutlicht Anfang und Ende aller Dinge und der
Welt. Mann und Frau, doch die Seele ist geschlechtslos. Schöpfung und
Zerstörung, Frieden und Krieg, Mut und Angst, doch nur Wissen verschafft dir
Klarheit. Licht und Dunkelheit. Nur das Licht ist unveränderlich, so wie Wärme
Energie in sich trägt, jedoch nicht die Kälte. Positiv und negativ (+/-) bringen
die Energie zum Fließen. Der Physiker weiß, dass Schwingung die Temperatur
bestimmt und es keinen absoluten Stillstand der Bewegung gibt. Liebe und Hass,
nur die Weisheit versteht beides. Anziehend und abstoßend, nur die Neutralität
steht über den Gefühlsverflechtungen.
Licht kann Licht überlagern, sodass Schatten entsteht. Wenn Licht das Licht
überstrahlt, gibt es letztendlich nur Licht. Die Gegensätze entstehen scheinbar.
Sicher kannst du das Licht aussperren, aber weder Strahlung noch Schwingung.
Alles schwingt und bewegt sich. Alles ‚leuchtet’ mehr oder minder. Nutze die
Möglichkeiten, die dir die Schöpfung bietet, und erfreue dich des Lebens und der
Gegenwart Gottes. Die Welt ist dein Leben und das Dasein aller Dinge.“ Die Zwei
entspricht also dem Dasein und der Schöpfung, ohne die kein Dasein möglich wäre.
Wenn der Bereich des Daseins zusätzlich gespiegelt wird, entsteht der
Handlungsspielraum in der Welt. Zwei plus zwei macht vier. Die Zahl der Welt.
Das gesamte Universum ist vom Gesetz der Polarität geprägt, ob in den
feinstofflichen oder grobstofflichen Ebenen. Nur im Zentrum Gottes existiert
keine Polarität. Sie stellt das Lern- und Aufgabengebiet für Seele und Geist
aller Wesen dar.
Jeder entscheidet, zu welchem Pol er sich hingezogen fühlt. Ist genug Erfahrung
vorhanden, kann zwischen der Dualität gewechselt werden. Irgendwann kommt die
Zeit, aus den Polungen auszusteigen. Erst dann bist du frei und kannst den Wesen
und Dingen neutral begegnen. Die meisten Menschen sind in der Dualität
verkettet. Da ihr Handeln aus Reiz und Reaktion besteht, ist das aktive Handeln,
die daraus resultierende Aktion, vorhersehbar. Welche Handlung stattfindet,
hängt vom Reifegrad einer Person ab. Dunkle Seelen zeigen gerne ihren Egoismus,
sind rechthaberisch und Wut brodelt in ihnen; daher sind sie hasserfüllt und
verbreiten Disharmonie. Lichte Seelen hingegen sind gerne hilfsbereit,
vielleicht erscheinen sie ein wenig naiv; aus diesem Grunde erdulden sie manches
Leid und sehnen sich nach Harmonie. Dunkle und helle Seelen leben demnach beide
in der Polarität. In Liebe oder Hass gefangen ist es schwer nachzuvollziehen,
dies als Trug zu erkennen. Nur die allumfassende Liebe, das Herz der Weisheit in
uns, kann sich in eine höhere Ebene begeben. Erkenne, dass weder helles noch
dunkles Verhalten richtig oder falsch ist. Energie drückt sich aus. Wir müssen
lernen, sie zu kontrollieren und uns ihrer bewusst zu werden. Deshalb kann eine
gottlose Region nur falsch sein. Erst wenn du neutral bist, erkennst du die
Größe und die Liebe des Schöpfers.
„Nur die wahre Geisteskraft der Drei erkennt und bezwingt die trügerische Welt
der Spaltung“, fährt Enrico fort. „Sie ist die erste Einheit und zeigt
Orientierung, die Trilogie der Einheit. Die Drei ist der versöhnende Mittelweg.
So wirkt Gott durch die Herzkraft in der Welt. Der Geist, die Idee, entstand und
entfaltete sich vor der Welt. Die Heilige Dreifaltigkeit. Das dreidimensionale
Dasein. Hier erst ist Leben möglich und wird vom Werden, Sein und Vergehen
bestimmt. Vater, Mutter und Kind bilden den Fortbestand der menschlichen Art.
Das geometrische Symbol der Drei ist das Dreieck. Nicht umsonst ein Symbol für
den Schutz vor dunkler Macht. Die Grundfarben Rot, Gelb und Blau lassen alle
Farbnuancen entstehen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind dein Leben. Die
Qualität unseres Lebens hängt vom Weg ab, den wir gehen. Der Weg ist die Liebe,
die Wahrheit das Licht, das uns erleuchten kann, sofern wir geneigt sind, diesen
Pfad zu gehen. Liebe, Licht und Leben. Die Zwei und die Eins ergeben Drei. Gott
gebietet die Schöpfung, und sein Wesen ist in ihr selbst, da sie aus ihm
hervorging. Darum ist die Drei der Geist. Ein starker Geist im Mittelpunkt, der
das Gleichgewicht hält. Die Drei zeigt uns das Unten, die Mitte und das Oben.
Anfang, Mitte und Ende.
Schiele noch einmal mit deinen Augen, sodass ein zweiter Kreis entsteht. Nur in
einem Kreis kann sich unsere Aufmerksamkeit halten. Entweder im rechten Fühlen
(Herzkraft) oder im Verstandesdenken (Logik). Pflücke eine Blume, zerlege und
seziere sie. Viele Einzelmerkmale wirst du dadurch beschreiben können. Aber ihre
Gesamtheit und Schönheit entgehen dir vollends. Tonal und Nagual liegen nah
beieinander, wie die menschlichen Gehirnhälften, aber sie sind unterschiedlich
geprägt. Dein Geist befindet sich entweder im Tonal oder im Nagual. Nur Gott
befindet sich in beiden zugleich.“ Enrico begann erneut, die beiden Brothälften
zu teilen, sodass nun vier Brotteile vor uns lagen.
„Die Vier kann nur aus einer zweifachen Teilung entstehen. Ein Brot zweimal
geteilt ergibt vier. Wie ein Malkreuz im Kreis gezeichnet. Ein Zeichen der
Kraft. Optimale Kraft entsteht durch den rechten Abstand, den rechten
Augenblick, die entsprechende Bewegung und durch ein rechtes Maß an
Geschwindigkeit. Durch dieses Wissen kannst du mächtig sein, in jedem Fall aber
ökonomisch. Die Vier ist die Zahl der Welt und der weltlichen Dinge, wie
Materie, Geld und Kraft. Ein Beispiel der Kraft stellt die Energienutzung dar.
Der König des Universums versteht die Tiere des Weltenwagens zu zäumen. Vier
Winde, vier Temperamente (lebhaft, aufbrausend, gleichgültig, schwermütig) der
Seelenkräfte, vier Jahreszeiten, vier Elemente. Mineralien, Pflanzen, Tiere,
Menschen. Die Vier ist die vollkommene Zahl. Verstehst du sie, führt sie dich zu
Glück und Reichtum. Buddha lehrte die vier edlen Wahrheiten, um das an die Welt
gebundene Leiden auszumerzen. Erst hier entsteht die wirkliche Transformation
deiner selbst und die der materiellen Dinge. Das geometrische Symbol der Vier
verkörpert das Quadrat. Innerhalb dieser Grenzen sind Raum und Zeit enthalten,
daher ist es ein Sinnbild des sterblichen Menschen. Bewegst du dich darin gut,
kann das geometrische Zeichen der Vier auch ein Pluszeichen sein. Die vier
Linien wurden jetzt nur zum Mittelpunkt des Quadrats aufeinandergelegt. Du
kannst es so als Kreuz betrachten. Das Kreuz ist das Symbol des mystischen
Todes, das Ende der Geheimnisse. Das Gefüge gewinnt an Klarheit, denn nur in der
Materie hat die Zeit Bedeutung, nicht in der Drei (Geist), da sie aus dieser
entsteht (vom Geist zur Materie). Verwandelt sich das Quadrat in ein Rechteck,
so wird beim Kreuz die Unterlänge betont. Es mutiert zum Heilskreuz, zum
Schutzsymbol und versinnbildlicht ordnungsgemäßes Wirken im Sinne einer zu
verbreitenden Idee. Punkt, Linie, Fläche und Tiefe sind die Grundbestimmungen
der Mathematik. Im Osten befindet sich Michael, im Süden Uriel, im Westen
Raphael und im Norden Gabriel.“ Enrico nahm einen kleinen Spiegel aus seiner
Tasche. Ich schielte, sah wieder die beiden Kreise. Gespiegelt zeigten sich vier
Kreise. Die Illusion hatte sich geteilt. Siehe, wie Macht letztendlich eine
Illusion ist und stets auf wackeligen Beinen steht. Hier wurde es mir klar. Nur
mit Trug, Lüge, Hass und Gewalt halten manche ihre Macht in Händen und zwingen
sie ihren Mitmenschen auf. Sie sind die Geißel der Menschheit. Doch ihre Macht
findet ein Ende, so wie alles in der materiellen Welt dem Werden und Vergehen
der Dinge untergeordnet ist. Mithilfe eines kleinen Astes ritzte Enrico fünf
Linien in die Erde. „Die Fünf stellt die Zahl des Menschen dar. Fünf Sinne hat
der Mensch. Das geometrische Symbol der Fünf verkörpert das Pentagramm. Der
fünfzackige Stern zeigt den Menschen mit Kopf, gestreckten Armen und gespreizten
Beinen. Das Irrationale, der Goldene Schnitt, ist in ihm wiedergegeben. Fünf
Finger und fünf Zehen (… wie oben so unten). Die Fünf ist die erste gemischte
Zahl aus Gerader (2) und Ungerader (3). Wissend, über der Dualität stehend, und
unwissend, in der Dualität gebunden, kann der Mensch sein. Manche nennen es
schlicht gut und böse. Diese Zahl ist unregelmäßig und unfassbar. Der
fünfzackige Stern zeigt die vollkommene Proportion. Fünfmal ist der Goldene
Schnitt im Pentagramm verborgen, so wird jede Seite von zwei anderen im
Verhältnis des Goldenen Schnitts geteilt. Genau berechnet ist das Pentagramm
nicht vollständig geschlossen. Ein Tor also, das Eintritt ermöglicht und Zutritt
verschafft.
Der Femstern ist anziehend und bannend. Auf dem Kopf stehend symbolisiert er den
noch im Irrtum befindlichen und nur in der Außenwelt lebenden Menschen. An
deiner Innenwelt kommst du nicht vorbei, selbst wenn du sie ignorierst, bleibt
sie vorhanden, so wie deine Seele vorhanden bleibt. Ist im Femstern zusätzlich
ein aufrechtes Pentagramm eingefügt, werden das höhere Geistesleben und die
edlen seelischen Gesinnungen symbolisiert. Der Mensch verkörpert die Krone der
Schöpfung. Verstehe: Der Aufbau der Wirbelsäule besteht aus vierundzwanzig
einzelnen und neun verblockten Wirbeln. Hände und Füße des Menschen besitzen je
sechsundzwanzig Knochen. Wie oben, so unten ! Die im Rumpf liegende Wirbelsäule
setzt sich ebenfalls aus sechsundzwanzig Knochen zusammen. Das Tetragramm, der
hebräische Gottesname, ergibt den Zahlwert sechsundzwanzig mit den Buchstaben
des hebräischen Alphabets.
He – Vav – He –Jod 5 + 6 + 5 + 10 = 26. So kommt die Zahl des Gottesnamens nicht
nur an der Wirbelsäule, sondern auch an Händen und Füßen vor. Hände und Füße
stehen zur Wirbelsäule im Verhältnis eins zu vier. So könnte man folgern, Gott
oder der göttliche Teil ist in der Welt. IEOUA. Äther, Feuer, Wasser, Erde,
Luft.
Die Fünf ist die Zahl des Glücks. Die Swastika, das Zeichen für Langlebigkeit,
symbolisiert den Wunsch des fünffach gesteigerten Glücks. Schaffe dir dein Glück
selbst. Die fünf Lebensweisheiten zeigen die Möglichkeiten der Lebensfülle auf.
Gleichgewicht. Wahrnehmung und Klarsicht. Dynamische Kraft (bestehend aus der
nötigen Geschwindigkeit, der Agilität, dem rechten Zeitpunkt und der nötigen
Distanz). Haltung und Anpassung. Einstellung und Übertragbarkeit. Kannst du sie
umsetzen, erfährst du wirklich eine Form inneren Glücks, an der du ständig
wachsen kannst. Du kannst die Fünf auch als vier Bewegungsrichtungen
menschlicher Entscheidungsfindung sehen. So wie du von einer Pyramide an der
Spitze stehend nach unten in ihre vier Ecken blicken kannst, solltest du als
intelligenter Mensch bewusst die Richtungen gehen, für die du dich entscheidest.
Die männliche Zwei und die weibliche Drei verschmelzen zur Fünf.“ Enrico hält
kurz inne.
„Kommen wir zur ersten vollkommenen Zahl: die Sechs. 1 + 2 + 3 und 1 x 2 x 3,
gleichermaßen Summe und Produkt ihrer Teile. Es ist so, als würdest du einem
geistigen Lehrer folgen. Der Schüler ‚lernt’ und muss das neue Wissen
‚verstehen’ und ‚anwenden’. Sein Geist empfängt eine Lehre. Der Lehrer gibt das
zu Lernende weiter. Ihm bleibt die ‚Analyse, Synthese und Bewertung’. Er
spiegelt seinen Schüler und die Spiritualität nimmt ihren Lauf. Dadurch entsteht
ein Ganzes, ein vollständiges Bild. Sechs Quadrate ergeben einen Kubus, das
Idealbild des geschlossenen Baus. Das geometrische Symbol der Sechs verkörpert
das Hexagramm. In der Natur ist es der vollkommene Baustein, die Bienenwabe.
Sechs gleichgroße Kreise berühren einander und können geschlossen einen siebten
Kreis umrahmen. Hexagonal, Hagal, ist die Kristallform der Schneeflocke. Die
Sechs vereint das Produkt der männlichen zwei und der weiblichen drei, zwei mal
drei; sie entspricht einer geteilten Drei. Ist der Geist des Menschen geteilt,
kann er leicht in Versuchung geraten. Der Geist steht zwischen rechts und links,
zwischen schwarz und weiß. Geteilte Ansichten werden zum besonderen Instrument
des Machtmissbrauchs. Der lachende Dritte, der Intrigant, kann die Sechs zum
Bösen machen, wenn sie eine Kluft zwischen die Gemeinschaft treibt. Nur wenn
sich die Menschen einig sind und eine Gemeinschaft im Sinne von Brüderlichkeit
lebt, ist die Sechs das Gute, das soziale Optimum. Die Dreiheit der
Spiritualität (Schüler, Lehrer, Lehre) oder die göttliche Kraft (Heilige
Dreifaltigkeit) und ihre Reflexion in der Welt der Illusion. Hier kann sie das
Urböse sein, die Schattenseite. Aber auch das Urgute. Je nach Lehre und
Religion. Das Hexagramm versinnbildlicht das vereinte Schaffen im
Gegensätzlichen, ein Hexenzirkel, die zwiespältige Einheit. Im übertragenen Sinn
entspricht die Sechs einer Gruppierung. Familie, Dorf, Stadt, Land, Länderbund
und Weltenbund. Die Sechs steht für die Geschlossenheit und Ganzheit in der
geformten Welt. Für den Menschen ist sie stets die Gemeinschaft. Sechs
Empfindungen beeinflussen den Menschen. Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken
und Denken. Asgard – Luft. Midgard – Wasser und Feuer. Utgard – Erde.
Runenmatrix und Runenpatrix, der Kubus. Der Zauber der Leere gibt der Welt ihren
Raum.“ Abermals legte Enrico eine kleine Pause ein, ehe er weitersprach.
„Die Sieben ist schon die vollständige Zahl. Sie fasst den Geist (Himmel) und
die Materie (Erde) als geistlich und weltlich umfassende Zahl zusammen. Die
sieben Farben des Regenbogens. Sieben Tage, sieben Töne kehren erneut zum ersten
zurück. Sie sind gleich und doch gewandelt, wie zwei Regenbogen Wandel
verheißen. Ein innerer Schatz, den dir keiner nehmen kann. Die Sieben stellt die
höchste Stufe im irdischen Leben dar, der göttliche Geist im Ganzen. Die
geometrische Form der Sieben verkörpert das Heptagramm. Die Sieben befindet sich
im Mittelpunkt der Sechs und steht für die Vollkommenheit des Menschen im
irdischen Dasein. Die siebte Empfindung des Menschen ist die Eingebung, der
,siebte Sinn’. Sie ist die Zahl des Zaubers der Führung bzw. Führerschaft, denn
lediglich, was reif und vollständig ist, vermag uns zu bezaubern. Nur ein
fähiger Anführer nimmt den zentralen Platz in der Gemeinschaft ein. Die Sieben
besteht aus der Drei, dem Schöpferprinzip aktiven Bewusstseins, dem passiven
Unterbewusstsein und seiner zusammenwirkenden ordnenden Kraft sowie aus den vier
Elementen, wobei das Feuer dem Willen, das Wasser dem Gefühl, die Erde der Moral
und die Luft der Intelligenz entspricht. Die Sieben steht für den Geist bzw. das
Wesen der Welt. Die Frühgeburt ist im siebten Monat lebensfähig. Zu Ahura Mazda
gehören sieben Schutzgeister. Allah erschuf sieben Himmel und sieben Höllen. Die
sieben Todsünden sind Stolz, Habsucht, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn und
Faulheit. Die sieben Tugenden lauten Glaube, Liebe, Hoffnung, Gerechtigkeit,
Vorsicht, Mäßigkeit und Stärke. Bei den sieben Gaben des Heiligen Geistes
handelt es sich um Weisheit, Verständnis, Rat, Stärke, Wissen, Frömmigkeit und
Gottesfurcht. Gesunde Gottesfurcht gleicht der Ehrfurcht und Ehrerbietung. –
Nach der Sieben folgt die Acht. Das geometrische Symbol der Acht stellt das
Oktogon dar. In einer Linie gezogen deuten die Dreiecke auf Vergeistigung hin.
Zwei Quadrate können entsprechend versetzt aufeinanderliegen. Die Acht ist die
Zahl der Atlanter, die sich seit dem Untergang die Achter nennen. Acht Menschen
überlebten die Sintflut. Die Acht entspricht der geteilten Vier. Wer die Welt
teilt, spaltet und zerstört. Spaltung bedeutet den Tod. Transformiere die Vier,
wandle sie um, dann ist sie der Neuanfang einer gewandelten Gemeinschaft. Die
Acht steht für die Gnade des ewigen Lebens und das kosmische Gleichgewicht. Als
doppelte Vier oder zweifach potenzierte Zwei beinhaltet sie die Qualitäten
dieser Zahlen. Ihr ruhendes Zentrum birgt kaum Dynamik. Darüber hinaus entsteht
wieder Bewegung. Nach sieben Tagen beginnt der Wochenzyklus erneut. Das ‚C’ der
Tonleiter wiederholt sich erneut als achte Note. Nicht nur, dass die Acht
mathematische Geheimnisse birgt. Sie stellt eine besondere Zahl dar. Verstehe:
1 x 8 + 1 = 9
12 x 8 + 2 = 98
123 x 8 + 3 = 987
1234 x 8 + 4 = 9876
12345 x 8 + 5 = 98765
123456 x 8 + 6 = 987654
1234567 x 8 + 7 = 9876543
12345678 x 8 + 8 = 98765432
123456789 x 8 + 9 = 987654321
Die Welt ist ein magischer Spiegel. Die liegende Acht mit einem Kreis im
Mittelpunkt ist die Lemniskate als Zeichen der Unendlichkeit. Sie symbolisiert
das ewige Fließen. Verstehe den Tod auch als Auferstehung und Wiedergeburt. Der
Geist steigt hinab in die Materie, überwindet sie, tritt aus dem absoluten
Todpunkt hervor, um wieder im Urkontinuum einzugehen. Alle Materie besteht aus
Schwingung und Licht. Die Acht stellt die Umwandlung der Materie dar. In den
echten Kampfkünsten ist sie unumgänglich. Alle Bewegungen sind Teil der Acht,
führen in die nächste Bewegung (Technik bzw. Tätigkeit) oder können mit dem Tod
konfrontieren. Problematisch hat es ein Embryo im achten Monat. Im I Ging oder
beim Schach hat die Acht ihre Bedeutung und kann zum Erfolg oder zur Niederlage
führen.“ Enrico holt tief Luft, dann fährt er fort.
„Die Neun ist die dreifache Drei und als ganze Zahl zu sehen, denn sie scheint
nah an der Vollkommenheit selbst zu sein, weil sie alle anderen Zahlen enthält.
Die Fünf und die Vier entsprechen dem Leben des Menschen in der Welt, die Drei
und die Sechs dem einigen Geist und der Gemeinschaft. Eine starke Gemeinschaft
kann auch eine starke Macht sein, denn nur als Ganzes ist sie stark und mächtig.
Die Zwei und die Sieben stellen das Dasein und die Magie dar. Ihr Negativ ist
die Illusion der Führerschaft. Sie vermag nie eine natürliche Gemeinschaft
hervorbringen. Diese drei Möglichkeiten gehören zusammen. Nur die Acht und die
Eins sind himmlisch vollkommen. Das geometrische Symbol der Neun verkörpert der
neunstrahlige Stern. Die Neun ist wiederum das Zentrum der acht Richtungen, wie
das druidische Rad der Jahreszeiten. Die Neun bildet eine Art Abschluss, wie die
Entwicklung des Neugeborenen im neunten Monat abgeschlossen ist. Multipliziere
jede beliebige einstellige Zahl mit neun; die Quersumme wird immer neun sein.
(z.B. 3 x 9 = 27. 2 + 7 = 9.) Die Quersumme von 666 (6 + 6 + 6 = 18. 1 + 8 = 9)
ist auch neun. Neun Tage hing Odin an Yggdrasil. Drei ineinander verflochtene
Dreiecke stellen das Symbol der Weisheit und Erkenntnis dar. Für den Buddhisten
ist die Neun die höchste spirituelle Macht.
– Die umfassende Zehn entsteht aus dem Urgrund des Seins und der Polarität der
Erscheinungen, der dreifachen Wirkung des Geistes und der Vierzahl der Elemente.
1 + 2 + 3 + 4 = 10. Auf höherer Ebene wird die Vielheit wieder zur Einheit. Die
Zehn entspricht einer geteilten Fünf. Sie ist das abgerundete Ganze, so auch der
ganze Mensch. Er hat sich vollendet und gewandelt. So wie ein Kokon zum
Schmetterling geworden ist, hat er beide Seiten in sich vereint. Zehn Finger hat
der Mensch. Die Zehn bedeutet eine höhere Stufe, eine andere Lebensqualität. In
der Natur ist es der erste Lebensmonat eines Säuglings. Neun und zehn liegen nah
beieinander. Nach knapp zehn Mondmonaten ist die Embryonalentwicklung
abgeschlossen. In der Lebenspraxis löst sich der Mensch vom Verbundensein und
bekommt durch das Loslassen alles. Einer, der wie auf Rosenblüten geht. So wie
das geteilte Brot immer noch Brot ist, so ist Gott immer noch Gott. Und das bis
zum letzten Krümel.“ Als ich Enrico fragte, wie er darauf komme, dass die Acht
einer gewandelten Gemeinschaft entspricht, erhielt ich folgende Antwort: „Du
weißt viele Dinge noch nicht, aber deswegen bist du ja bei mir. Unser
Sonnensystem hat zehn Planeten. Die Sonne entspricht der Null. Der Merkur der
Eins. Die Venus der Zwei. Die Erde der Drei. Dabei handelt es sich um die
inneren Planeten des solaren Systems. Wenn du jetzt einfach weiterzählst, dann
stellt die Erde auch den ersten Planeten dar, Mars den vierten und zugleich den
zweiten und so weiter. Uranus ist der achte und zugleich der sechste Planet.
Übertrage die Ausführungen der Zahlen dieses Planeten. So ist im Inneren immer
die Gemeinschaft und im Äußeren ihre Zerstörung oder ihr Neubeginn. In jedem
Fall eine Wandlung. Im heliozentrischen Weltbild dient die Sonne immer als
Nullpunkt. Sie ist der Gradmesser, über den du Gradzahl und Winkel feststellen
kannst, wie die Planeten zueinander stehen. Überträgst du die Gradzahlen der
Planetenstände vom Südhimmel aus gesehen, kannst du sie in das
Zwölfstundenraster einer Uhr als mitbestimmende Ursache einpassen.“ Enricos
Ausführungen über die Zahlen nach der Zehn fand ich genauso interessant...
+ + + ENDE + + +