Leseprobe UNTERRICHT IM TEMPEL:
Bewahre dir die Kraft deiner Mitte. Sie befindet sich jenseits von Gut und Böse.
Das Schicksal manch großer Zauberer, denen man ein starkes Ego einverleibt,
entpuppt sich als Unheil. Schreitet es in selbstsüchtiger Eigenmächtigkeit
voran, wird es leicht zum Widersacher göttlichen Seins. Je mehr es sich aufbläht
und an den Energien mästet, desto mehr verliert der Zauberer seine ursprüngliche
Seinsgröße. Verliert er Kraft und Maß aus der Tiefe heraus, ist er gezwungen,
seinen natürlichen Urschwung durch seinen Machtwillen zu ersetzen, was ihn
notwendigerweise dazu führt, dass am Ende „das Gebäude“ zusammenbricht und ihn
selbst mit vernichtet. Themen wie Numerologie, die Interpretation von
Sternbildern oder runische Namensdeutungen und vieles mehr vermitteln uns einen
ersten Einblick über unser Selbst. Für jeden Menschen gibt es allgemein
gehaltene Reflexionen. Jedoch Ängste zu überwinden, in sein Innerstes zu gehen
und tiefere Erkenntnisse zu machen, heben sich vom Allgemeinwissen der üblichen
Esoterik stark ab.
Wichtig ist, dass du die Gesetze und ihre Wirkungen verstehst, wenn du durch
magische Techniken Einfluß nimmst. Wisse um die Prinzipien, die eine notwendige
Zwischenstufe darstellen, um das Gesamtkonzept umsetzen zu können.
Zu den Prinzipien. Jedes System birgt einen Aufbau, also Bausteine, die niemals
die Fähigkeit besitzen, vollständig zu sein, nur das System stellt die
Gesamtheit dar. Sie bleiben innerhalb des Ganzen beschränkt, sind aber notwendig
als einfacher Teilaspekt. Diese Bausteine lassen erkennen, was zusammenpasst und
was nicht. Es handelt sich demnach um Begriffe, die einem auf geistiger oder
körperlicher Ebene hilfreich sein können, sofern sie verstanden werden. Und sie
wollen verstanden werden. Das menschliche Prinzip unterliegt Kräften und
Richtungen im Denken und Verhalten. Denke sehr einfach und nutze dies für dich.
Visualisierung, Imagination, den Blick ruhen lassen entsprechen beispielsweise
der optischen Wahrnehmung eines Konzepts. Für den betreffenden
Bereich sind alle anderen Möglichkeiten, in denen eine Arbeit mit dem Zweck des
Fokussierens verbunden ist, prinzipieller Natur und müssen wiederum zur
gewählten Aufgabe als Prinzip (Tätigkeit) passen. Dadurch entsteht die magische
Technik, die das gewählte System vorgibt. zum Beispiel schielen wir bei den
Tafeln von Chartres. Oder wir fokussieren unsere physischen Augen mit
geschlossenen Lidern hin zum inneren Auge. Ein Gegenstand der Meditation wird
brennpunktartig betrachtet. Es gibt sehr unterschiedliche magische Systeme, die
sich im Gesamtkonzept zumeist ähneln. In Ritual und Gebrauch, das meint die
vorgegebenen Techniken und Tätigkeiten, können sie unterschiedlich sein, müssen
es aber nicht. In der auszuführenden Aufgabe wird der Wille im Brennpunkt
konzentriert. So funktioniert das System und bekommt Leben. Darauf kommt es an.
Die
Wahl des Systems muss dir entsprechen.
Der Unterricht im Tempel war beendet. Max beschloss, seine Brüder zu sich
einzuladen, bevor sie sich auf den Heimweg machten. Bei ihm zu Hause angekommen
begrüßte uns Yvo, der sich die ganze Zeit um Haus und Vieh von Max gekümmert
hatte. Max sagte: „Nach dem langen Weg bereiten wir uns eine leckere Mahlzeit
zu, wie wir sie seit Tagen nicht mehr hatten. Es ist wichtig, erreichte Ziele zu
feiern. Ein kleiner Ritus gelebter Freude lässt das Herz höher schlagen.“ Wir
erfreuten uns daran, nach langer Entbehrung zusammenzusitzen. Da das Wetter an
dem Tag sehr schön war, deckten wir draußen den festlich dekorierten Tisch
reichlich mit schmackhaften Speisen und feinen Getränken. Gegen Abend entzündete
Max Kerzen, die in kleinen Lampen mit bunten Gläsern eingeschlossen waren. Nach
viel guter Laune und Witz begannen die vier zu musizieren, was eine angenehme
Stimmung in mir erzeugte. Damit hatte das kleine Fest seinen Höhepunkt erreicht.
Bisher wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass meine Lehrer und Wegbegleiter so
lustig und ausgelassen sein könnten. Am nächsten Morgen klärte mich Max auf,
dass jeder von uns bald wieder seinen Alltäglichkeiten nachgehen müsse. Das sei
wichtig, sonst würden wir zu faulen Hunden und zu Einsiedlern, mit denen keiner
etwas anfangen könne und die wenig bis gar nicht motiviert seien, sich
bestimmten Aufgaben des Lebens zu stellen.
+ + + ENDE + + +