ISBN-10: 383348361X
ISBN-13: 978-3833483615
Broschiert: 324 Seiten
Vorgestellt auf der LEIPZIGER BUCHMESSE 2008

PRESSETEXT WENDEZEIT
Ausgabe Nov./Dez. 2008 [PDF]

BÄR UND MENSCH

… eine Jahrtausende alte Geschichte von Liebe und Hass. In ältester Vorzeit, im Pleistozän, lebten sie wohl in den Höhlen zusammen, und vielleicht nährte die Bärenmutter gemeinsam ihre Jungen und neugeborene Menschenkinder, so wie es über Paris (Prinz von Troja) in der Ilias erzählt wird. Nach Thales (7. Jahrhundert v. Chr.) verwandelte sich Zeus in einen Bären, um die Nymphe Kallisto zu verführen. Mit ihr zeugte er Arkas, den Gründer Arkardiens. Aus Rache verwandelte Hera, die Gattin des Zeus, Mutter und Sohn in Bären. Aus Sorge, die beiden könnten von Jägern getötet werden, versetzte Zeus sie der Sage nach als Großer und Kleiner Bär an den Sternenhimmel.
Den Kelten galt der Bär als Symbol der Krieger, auch im Namen des sagenhaften König Artus findet sich der Bär – Arctos – wieder.
Die Samen, eines der ältesten Völker Nordeuropas, verehrten den Bären und waren davon überzeugt, dass Bären sich in Menschen verwandeln können und umgekehrt. Ihre Schamanen verkleideten sich nicht nur als Bären, manchmal sollen sie sich sogar in diese verwandelt haben. So erzählt man sich auch, dass es vorgekommen sein soll, dass Bären Frauen entführt haben und mit ihnen Kinder – halb Bär, halb Mensch – zeugten.
Fest steht, dass die Menschen der Vorzeit den Bären verehrten, ihn aber auch jagten und verzehrten. Noch im Mittelalter war er fast auf dem gesamten Kontinent verbreitet. Karl der Große schrieb in seinen Kapitularien, dass niemand mit Bären jemals Frieden schließen würde. Doch da hat er sich wohl geirrt. In Europa wie auch in Asien wurden und werden Bären gezähmt und dressiert. Man ließ und lässt sie auf der Straße und im Zirkus tanzen. Noch heute zahlen Menschen Geld dafür, sich dieses Spektakel anzuschauen. Was sie aber vielleicht nicht wissen ist, dass der Bär wegen seines Nasenringes tanzt, an dem ihn der Dompteur herumführt. Er muss „tänzeln“, um dem Schmerz auszuweichen.
Im 16. Jahrhundert hatten sich Bären stark vermehrt, dass die bis dahin dem Adel vorbehaltene Bärenjagd auch dem gemeinen Volk gestattet wurde. Die Tiere wurden sogar während des Winterschlafes getötet, wobei Jagdhunde sie in ihren Höhlen aufspürten. Infolge dieses Gemetzels wurden die Bären bei uns immer seltener, gegen Ende des 19. Jahrhunderts standen sie am Rande der Ausrottung. Niemand hatte ein Interesse daran, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Auch in anderen Teilen der Welt stand der Bär in hohem Ansehen. Die Inka in den Anden Südamerikas verehrten beispielsweise den Brillenbären. Es war untersagt ihn zu töten oder zu opfern, da sie fürchteten, dass der Schmerzensschrei des Tieres den Zorn des Himmels auf sie lenken würde. In Peru und Bolivien ist der Brillenbär seit jeher fester Bestandteil religiöser Feste, auf denen er von Männern dargestellt wird, die einen Umhang aus Bärenfell tragen. Der Legende nach wurde einst eine Frau von einem Bären entführt und brachte einen Sohn – halb Bär, halb Mensch – zur Welt. Beim Versuch seine Mutter gegen den gewalttätigen Vater zu verteidigen, tötete er ihn schließlich. Die Mutter kehrte daraufhin zu den Menschen zurück und der Sohn beweinte ihren Verlust. So soll die typische weiße Zeichnung um die Augen des Brillenbären entstanden sein.
Bis heute verehren die Tlingit-Indianer im Südosten Alaskas den Bären als ihren Urahn und bilden ihn auf ihren Totems ab, kunstvoll geschnitzten und bemalten Stämmen, die die Geschichte ihres Volkes überliefern.
Bei uns ist der berühmte Teddybär Zeugnis der tiefen Verbundenheit zwischen Menschen und Bären. Es heißt, dass Theodore Roosevelt (Kurzname Teddy), ehemals Präsident der Vereinigten Staaten es im Laufe einer Treibjagd nicht über das Herz brachte, einen Grizzly zu töten. Nach diesem Erlebnis erklärte er den Bären zu einer geschützten Tierart. 1902 wollte ein Konditor aus Brooklyn mit einer Puppe, die einem Bär ähnelte, an die Tat des Präsidenten erinnern und schon im folgenden Jahr wurde in New York ein aus Wolle gefertigter „Teddybär“ angeboten. Von hier aus trat das Stofftier seinen Siegeszug rund um die Welt an.

QUELLENVERZEICHNIS:
Aus WAS IST WAS „Bären“ , Band 115 Tessloff Verlag
„Höhle und Handlung“ Tagungsmappe 2000 P. Hofmann
„Höhle und Wahrheit“ Tagungsmappe 2001 P. Hofmann
„Bären“ Orbis Verlag 2002
„Die faszinierende Welt der Bären“ Weltbild Verlag 2007
„108 …Antwort von X“ Books on Demand 2007